Was darf in die Abi-Zeitung?

Kategorien: PhV in den MedienVeröffentlicht: 24.04.2024

„Gerade das Rheinland ist mit der Tradition, etablierten Autoritäten einmal im Jahr aufs Dach zu steigen, eigentlich gut vertraut. Aber nicht nur in der fünften Jahreszeit, auch zum Schulabschluss wird oft allerlei Schabernack getrieben. Eine wohleingeübte Tradition ist an vielen Schulen, dass der Abschlussjahrgang einen Band anfertigt, in Gymnasien Abi-Zeitung genannt. Darin ehrt oft nicht nur der Jahrgang seine denkwürdigen Absolventen und glorreichen Schulmomente, es wird sich auch den Lehrern gewidmet. Manchmal geschieht das anerkennend, vermutlich häufiger aber wird Komisches, Peinliches, manchmal auch Verunglimpfendes auf diese Weise verewigt.

Die Vorsitzende des nordrhein-westfälischen Philologenverbands, Sabine Mistler, hat nun vorgeschlagen, den Auswüchsen Grenzen zu setzen. Mistler schlägt vor, in den Schulen eine Beratung für die Abi-Zeitungen einzuführen. Diese könne die Abiturienten darüber aufklären, was im Rahmen der Schülerzeitung erlaubt sei und was nicht. Die Richtlinien der Beratung könnten von der Schulkonferenz, in der Lehrer, Eltern und Schüler vertreten sind, beschlossen werden. Wichtig sei ein respektvoller und wertschätzender Umgang, der nicht diskriminierend sei, sagt Mistler. Auf die Frage, ob diese Regeln denen des Presserechts entsprechend gestaltet sein sollten oder noch darüber ­hinauszugehen hätten, sagt Mistler, dafür gelte es noch Erhebungen des Verbands zu den Abi-Zeitungen abzuwarten. Wichtig sei „die Sensibilisierung massiv zu er­höhen.“

Die Beratung könne auch bedeuten, ­darauf zu verweisen, dass die Verletzung von Persönlichkeitsrechten Unterlassungsklagen nach sich ziehen könne. Die Verantwortung für die Inhalte sollten aber trotzdem die Schüler tragen. Verpflichtend müsse sie nicht sein. Die Schulen sollten aber den Schülern „deutlich machen, dass es sehr wichtig ist, dass man diesen Weg gehen sollte.“
Eine Umfrage des nordrhein-westfälischen Philologenverbands ergab, dass an Gymnasien 53 Prozent und an Gesamtschulen sogar 76 Prozent der befragten Lehrkräfte in den vergangenen drei Jahren schon einmal selbst von Gewalt an der Schule betroffen waren. Mistler warnt, auch Schmähungen und Mobbing in den Abi-Zeitungen sollten nicht schöngeredet werden. Die Lehrkräfte litten darunter. Manche von ihnen seien so verletzt, dass sie danach nicht mehr an den Abiturfeiern teilnähmen. (…).“

Der gesamte Beitrag ist am Mittwoch, 24. April 2024, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschienen.

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