NRW vor Schwarz-Grün: 8 Forderungen des PhV

Kategorien: Aktuelles, MitgliederinformationVeröffentlicht: 03.06.2022

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, liebe Mitglieder,

in Rekordgeschwindigkeit haben CDU und Grüne in NRW sich auf Koalitionsgespräche verständigt, die an diesem Dienstag in Düsseldorf gestartet sind. Mit Freude haben wir festgestellt, dass in dem schwarz-grünen Sondierungspapier (Link) bereits wichtige Punkte zu den Themen Bildung und Schule bereits angesprochen werden. So bekennen die Koalitionäre in spe sich zum vielgliedrigen Schulsystem in NRW und wollen an Förderschulen festhalten. Nicht alle Positionen finden allerdings unsere Zustimmung.
So werden wir uns auch weiterhin für eine zielgleiche Inklusion an den Gymnasien bei paralleler Stärkung der Gesamtschulen für den zieldifferenten Unterricht stark machen.

In einem Schreiben an den wahrscheinlichen Ministerpräsidenten Hendrick Wüst und weiteren Mitgliedern der CDU-Fraktion hat der PhV zu Beginn der Koalitionsgespräche seine Positionen für eine erfolgreiche Schul-, Bildungs- und Berufspolitik deutlich gemacht. Im Folgenden dokumentieren wir die acht Forderungen des Philologenverbandes NRW für die künftige Landesregierung.

Schule Bildung Perspektiven

Acht Forderungen des Philologenverbandes NRW

Konzentrieren auf das Wesentliche

  • Lehrerinnen und Lehrer benötigen Zeit, sich auf ihre Kernaufgabe, die Vermittlung von Allgemeinbildung, konzentrieren zu können.
  • Unterricht und Pädagogik müssen von administrativen Tätigkeiten befreit werden.
  • Schulen benötigen zusätzliches Unterstützungspersonal wie Schulverwaltungs-assistenten, Fachkräfte für Schulsozialarbeit sowie digitale Assistenten.

Schule vom Kind aus denken – nicht vom Abschluss her

  • Ehrlicher Umgang mit individuellen Fähigkeiten, Neigungen und Stärken der Schülerinnen und Schüler.
  • Eltern früh über Schulabschlüsse und deren Chancen und Möglichkeiten aufklären.
  • Grundschulgutachten beim Übergang zur weiterführenden Schule angemessen würdigen.

Das differenzierte Schulsystem stärken

  • Von starken Gymnasien profitiert das gesamte vielgliedrige Schulsystem. Darin werden Schülerinnen und Schüler gemäß ihren Fähigkeiten, Neigungen und Begabungen bestmöglich gefördert.
  • Abitur ist nicht alles: Neben Gymnasien müssen Haupt- und Realschulen gefördert und mittlere Schulabschlüsse gestärkt werden.
  • Das Abitur muss an allen Schulen, die es vergeben, vergleichbar sein.

Schulerfolg durch Wahlmöglichkeiten

  • Durchlässigkeit zwischen allen Schulformen muss gewährleistet sein. Schulübergänge sollten durch ein aktives und professionelles Übergangsmanagement begleitet werden.
  • Integrierte Schulen und Schulen des gegliederten Schulwesens dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden.
  • Förderschulen müssen erhalten und gestärkt werden; Inklusion erfolgt am Gymnasium in der Regel zielgleich.

Fachlichkeit bewahren, kultivieren und pflegen

  • Das primäre Ziel von Bildung ist die Persönlichkeitsentwicklung der Schülerinnen und Schüler.
  • Qualität gymnasialer Bildung darf nicht auf statistisch messbare Kompetenzen und ökonomisch verwertbare Inhalte reduziert werden.
  • Der spezifische Bildungsauftrag der zum Abitur führenden Schulformen liegt in der Vermittlung von Fachlichkeit und vertiefter Allgemeinbildung.

Digitalisierung stützt Bildung, Bildung stützt Digitalisierung

  • Digitalisierung in der Schule ist dem Primat der Pädagogik unterzuordnen. Sie ist stetig zu überprüfen mit Blick auf das Ziel eines qualitativ hochwertigen Abiturs.
  • Lehrkräfte brauchen leichten Zugriff auf Lernplattformen und zertifiziertes Unterrichtsmaterial.
  • Lehrkräfte entscheiden über den Einsatz digitaler Medien in pädagogischer Freiheit.

Lehrkraft werden braucht Zeit und Freiräume

  • Das Referendariat muss 24 Monate dauern.
  • Die Vermittlung gymnasialer Bildung benötigt Zeit und Freiräume – deshalb die Zahl der Pflichtstunden reduzieren.
  • Ausreichend professionelle, angemessene und schulformbezogene Fachfortbildungen für alle Lehrerinnen und Lehrer – im Kern geht es um die Stärkung der Fachlichkeit.

Lehrkraft sein braucht Anerkennung und Perspektiven

  • Attraktivitätssteigerung des Berufs durch amtsangemessene Besoldung.
  • Berücksichtigung der individuellen Belastungssituation (insbesondere Korrekturen) durch spürbare Erhöhung der Anrechnungsstunden.
  • Funktionsstellen an Schulen mit gymnasialer Oberstufe ausbauen.

Extra: Informationen zur Neustrukturierung des Familienzuschlags

Ende März haben wir Sie über die Neustrukturierung des Familienzuschlags informiert. Er soll rückwirkend zum 1. Januar 2022 erfolgen und als regionaler Ergänzungszuschlag mit den Dezemberbezügen 2022 ausgezahlt werden. Ab dem 1. Dezember wird dieser Betrag dann unmittelbar in den Familienzuschlag integriert. Bitte beachten Sie: Sie müssen dafür keinen Antrag stellen, die Berechnung erfolgt automatisch. Ein Antrag ist nur im Falle eines Umzugs erforderlich, vgl. § 71b Abs. 4 LBesG NRW (Link).

Herzliche Grüße

Ihr
PHILOLOGENVERBAND
Nordrhein-Westfalen