Lehrkräfte aus dem Rhein-Kreis wünschen sich flotteres WLAN und mehr Mitsprache
Online-Umfrage zur digitalen Ausstattung (WLAN & Co.) von Gymnasien und Gesamtschulen
- Meerbusch top; Bewertung fällt für einzelne Kommunen unterschiedlich aus
- Kosten, Datenschutz und fehlende Fortbildungen sind die häufigsten Probleme
Neuss, 14. August 2023. „Alles, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert.“ Das berühmte Zitat von Carly Fiorina aus dem Jahr 2000 hat heute nichts an Aktualität verloren. Der digitale Wandel schreitet in enormen Schritten voran. Experten rechnen damit, dass sich in den kommenden fünf Jahren deutlich tiefgreifendere Veränderungen vollziehen als in den vergangenen 15 Jahren.
Der ursprünglich 2024 auslaufende DigitalPakt soll daher nach dem Willen der Berliner Ampelkoalition bis zum Jahr 2030 verlängert werden. Noch wird um die Umsetzung des DigitalPakts 2.0 gerungen, klar ist aber, dass auch Schulen im Rhein-Kreis Neuss davon profitieren können. Der Neusser Bezirksverband des Philologenverbands hat deshalb bei den Gymnasien und Gesamtschulen nachgeforscht, wie es um den Stand der Digitalisierung steht.
Der PhV-Bezirksvorsitzende Mario Stein und Rainer Montignies, Leiter des Arbeitskreises Schulpolitik im PhV Neuss, haben die Vertrauenslehrerinnen und -lehrer der Schulen zu den Themen Qualität des WLANs, Ausstattung des Kollegiums mit Dienstgeräten, der Ausstattung mit Apps und dem Support durch die ITK Rheinland befragt. Auf einer Skala von 1 bis 5, wobei 1 schlecht und 5 sehr gut bedeutet, konnten sie der Stand der Digitalisierung beurteilen. Lehrkräfte von elf Gymnasien und Gesamtschulen nahmen an dieser Umfrage teil.
Bezogen auf den Gesamt-Kreis wünschen sich alle ein besseres WLAN- Netz und mehr Beteiligung bei der Gestaltung der digitalen Infrastruktur. Oftmals würden die Schulen durch die Kommunen vor vollendete Tatsachen gestellt und in
Entscheidungen nicht frühzeitig einbezogen. Der Support durch die ITK Rheinland wurde durch die Kollegien eher mittelmäßig beurteilt. Die Lage in den einzelnen Kommunen des Rhein-Kreises ist jedoch unterschiedlich.
- In Dormagen, Meerbusch und Jüchen sind die Schulen demnach gut ausgestattet.Das gesamte Kollegium ist bis auf wenige Ausnahmen mit Apple-Geräten ausgerüstet, und die Dienstgeräte verfügen über eine gute Ausstattung mit Apps. Besonders positiv schnitt hier die Gemeinde Meerbusch ab, die in allen Bereichen
die höchste Punktzahl erzielte. - In Korschenbroich ist man unter Strich zufrieden, merkte aber an, dass zunächst nicht für alle neu eingestellten Kolleginnen und Kollegen Geräte vorhanden waren. Für dieses Problem wurde aber mittlerweile eine Lösung gefunden. Überdies sei es misslich, dass der Schulträger den Lehrkräften zunächst die Wahl zwischen Laptops
und iPads überlassen hat, es danach aber eine Entscheidung zur Einrichtung von iPad-Klassen gab. Für die Lehrkräfte, die zuvor Laptops gewählt hatten, stehen nun ebenfalls keine iPads zur Verfügung, ein Austausch ist nicht möglich. Als unbefriedigend wird das Fehlen eines Budgets für Software für die Lehrkräfte empfunden, die u.a. selbst für den Virenschutz auf ihren Dienstgeräten aufkommen müssen. - Anders ist die Situation in der Stadt Neuss. Als die Schulen während der Coronazeit mit digitalen Endgeräten ausgestattet worden sind, konnten sich die Kolleginnen und Kollegen frei zwischen einem Apple- und einen Windowsgerät entscheiden. Dies hat zur Folge, dass heute unterschiedliche Systeme nebeneinander im Einsatz
sind, die nicht unbedingt kompatibel sind und die Zusammenarbeit untereinander erschweren. Hinzu kommt, dass nicht alle Lehrkräfte und Referendare mit Endgeräten ausgestattet wurden. Besonders zahlreich waren laut Umfrage die negativen Rückmeldungen aus dem Marie-Curie- und vom Quirinus-Gymnasium. Dort fehlen laut PhV-Umfrage 11 bzw. 16 digitale Endgeräte. Auch die neuen Referendarinnen und Referendare erhielten keine Dienstgeräte. - In Kaarst wurden für die Kollegien iPads angeschafft. Benötigtes Zusatzmaterial wie z.B. eine Tastatur, Hülle, etc. mussten von den Lehrerinnen und Lehrern selbst gekauft werden. Die Ausstattung der Geräte mit Apps wird allenfalls als befriedigend beurteilt. Am AEG fehlen ebenfalls Endgeräte für die neuen Referendarinnen und Referendare.
Die beschriebenen Ergebnisse spiegeln den Stand am Ende des Schuljahres 2022/23 wider. Zwischenzeitlich wurden Nachbesserungen angekündigt. Dies könnte ein Anlass sein, die Umfrage zu einem späteren Zeitpunkt zu wiederholen.
Als Zwischenfazit lässt sich festhalten, dass der erste DigitalPakt den Digitalisierungsprozess an den weiterführenden Schulen im Rhein-Kreis deutlich vorangebracht hat. Aus Sicht des Philologenverbands besteht jedoch Nachbesserungsbedarf beim Ausbau des WLAN-Netzes der Schulen. Alle Kolleginnen und Kollegen sowie die Referendare sollten mit einheitlichen Dienstgeräten ausgestattet werden. Nicht zuletzt bedarf es qualifizierten Fortbildungen, um die technischen Möglichkeiten auch gewinnbringend im Unterricht einsetzen zu können.
Im Übrigen wäre es wünschenswert, wenn eine dauerhafte Finanzierung der digitalen Geräte langfristig sichergestellt würde. „In diesem Zusammenhang muss auch eine klare Regelung zwischen den Schulträgern und dem Dienstherrn in Hinsicht auf die Kostenübernahme für die Geräte der Lehrkräfte sowie ihre Wartung und Pflege erfolgen. Es ist nicht hinnehmbar, dass die Kolleginnen und Kollegen dringend nötige Apps selbst bezahlen oder die für den Schutz der sensiblen Daten notwendige Software aus eigenen Mitteln bezahlen müssen“, sagt Patrick Albrecht, stellvertretender
Landesvorsitzender des nordrhein-westfälischen Philologenverbandes und Vertreter des Neusser PhV im Personalrat bei der Bezirksregierung.
>> Pressemitteilung als PDF-Datei
Zum PhV Neuss: Der Philologenverband ist mit rund 500 Mitgliedern die größte Interessenvertretung der Lehrkräfte an den Gymnasien und Gesamtschulen im Rhein-Kreis Neuss. Bei den letzten Personalratswahlen im Bereich der Gymnasien erzielte er mit über 64% Wählerstimmen das mit Abstand beste Wahlergebnis aller angetretenen Lehrerverbände und Gewerkschaften.
Im Personalrat bei der Bezirksregierung ist der PhV Neuss durch den stv. Landesvorsitzenden
Patrick Albrecht und den Bezirksvorsitzenden Mario Stein sowie Kathrin Brune vertreten.