Schock-Umfrage veröffentlicht: Jeder zweite Lehrer in NRW war schon Gewalt-Opfer

Kategorien: PhV in den MedienVeröffentlicht: 16.11.2023

„Sie werden beschimpft und beleidigt, körperlich angegriffen, heimlich gefilmt und in den sozialen Netzwerken verspottet: Lehrer in Nordrhein-Westfalen sind immer öfter Opfer von Gewalt durch Schüler und Eltern. Einer Umfrage des Philologenverbandes (PhV) NRW zufolge war in den letzten Jahren fast jede zweite Lehrkraft von Gewalt betroffen.

Dass dies nicht nur für Schulen in sogenannten Brennpunkten gilt, zeigt die Umfrage, die der Verband gestartet hat. 1500 Lehrkräfte beteiligten sich daran. „Uns haben die Zahlen und Schilderungen schockiert“, sagt die PhV-Landesvorsitzende Sabine Mistler. „Sie zeigen deutlich, dass dringend etwas passieren muss.

Demnach war fast die Hälfte (47 %) der Lehrer an Gymnasien und mehr als Dreiviertel der Lehrkräfte an Gesamtschulen (76 %) in den vergangenen Jahren schon einmal persönlich von Gewalt betroffen.

Gewalt bedeutet hier: körperliche Übergriffe, Bedrohung, (Cyber-)Mobbing, Beschimpfung, sexualisierte Gewalt, Nötigung, Sachbeschädigung, diskriminierende Übergriffe. Während an den Gymnasien Gewalterfahrungen eher selten sind, sieht die Lage an Gesamtschulen anders aus: 42 Prozent der Befragten geben an, Gewalt komme häufig (35 %) oder sehr häufig (7 %) vor.

Fast niemand kommt an dem Thema vorbei: Fast alle (95 %) Lehrer an Gesamtschulen haben in den letzten drei Jahren zumindest von Gewalt gegen Kollegen gehört. An Gymnasien sind es knapp acht von zehn Lehrkräften (79 %).

Die Art der Übergriffe unterscheidet sich je nach Schulform. An Gymnasien sind es eher Beleidigungen, Beschimpfungen und Online- oder Cyberdelikte, an Gesamtschulen folgen Körperverletzungsdelikte auf Beleidigungen und Bedrohungen. Körperliche überwiegen die digitalen Übergriffe. Es soll auch zu Morddrohungen gegen Angehörige sowie Verleumdungen gekommen sein.

Gefahr geht auch von Eltern aus, insbesondere von Elterngesprächen, die laut Umfrage möglichst nicht allein geführt werden sollen. Jedoch vermissen viele Lehrkräfte oft die Unterstützung des Kollegiums (Schulleitung eingeschlossen). Bizarr: Kollegen tauchen bei der Frage, von welchen Kreisen Bedrohungsszenarien ausgehen, an dritter Stelle auf.

Welche Hilfen oder Unterstützungsangebote sich Lehrer wünschen? Die Antworten reichen von Einlasskontrollen und Videokameras über die Einrichtung eines Sicherheitsdienstes oder der Einsetzung eines Gewaltschutzbeauftragten bis hin zu mehr Schulsozialarbeit. Von Schulleitungen wünschen sich Lehrer mehr Unterstützung und Rückendeckung in brenzligen Situationen. Was den Lehrern aber besonders unter den Nägeln brennt: „Wir dürfen das Thema nicht mehr totschweigen!“

Der gesamte Beitrag darüber, dass fast jede zweite Lehrkraft von Gewalt betroffen war, ist am Mittwoch, 15. November 2023, in Bild erschienen.

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