Mehr junge Leute scheitern am Abitur
„(…) Der Philologenverband NRW hat die Zahlen, die das Landesinstitut für Schulen Qua-Lis vorlegt, ausgewertet und ist alarmiert. „Wir dürfen die deutlichen geschlechterspezifischen Unterschiede in den Abiturergebnissen nicht einfach achselzuckend hinnehmen“, forderte die Vorsitzende des Landesverbands, Sabine Mistler. Sie plädiert dafür, Schlüsse aus der Zeit der Pandemie zu ziehen. „Der Jahrgang, der dieses Jahr Abitur gemacht hat, war 2021 in der Coronazeit in pubertärem Alter und hatte am meisten Distanzunterricht“, sagte Mistler. Das sei sicher für alle schlecht gewesen – womöglich für Jungen aber noch nachteilhafter als für Mädchen.
„Der vermeintliche Schub für die Digitalisierung und neue Unterrichtskonzepte könnte vor diesem Hintergrund relativiert werden“, befand Mistler mit Blick auf den Distanzunterricht. „Vor allem für männliche Schüler scheinen sich erhebliche Nachteile zu ergeben, wenn der enge, persönliche Bezug zur Lehrkraft und einer motivierenden Unterstützung fehlt.“
Im Schulministerium von Dorothee Feller (CDU) sieht man das Problem nicht: Von einem großen Geschlechterunterschied könne insgesamt nicht gesprochen werden, urteilte man dort. Außerdem seien die jungen Leute in der Qualifikationsphase zum Abitur nicht im Distanzunterricht gewesen. Selbstgesteuertes Lernen stelle ohne Frage hohe Anforderungen an die Schülerinnen und Schüler, „gleichgültig ob im analogen oder im virtuellen Raum“, teilte das Ministerium weiter mit: „Um Lernende nicht zu überfordern, müssen daher die entsprechenden methodischen und personalen Kompetenzen, die dieses Lernsetting erfordert, schrittweise trainiert werden.“
Die Abi-Durchschnittsnote von 2,37 liegt in diesem Jahr etwa auf dem Niveau der Vorjahre – ebenso wie die Quote der Prüflinge, die sich über die Bestnote 1,0 freuten. Das waren in diesem Jahr 3,17 Prozent der jungen Menschen, nach 3,21 Prozent im Jahr 2022 und 3,16 Prozent im Jahr 2021. Dies ist ein konstant hoher Wert. Zu leicht war das Abi aber nach Einschätzung des Philologenverbands nicht: „Der gymnasiale Anspruch war erfüllt. Das ist ein positives Signal an die Schülerinnen und Schüler“, befand Sabine Mistler.“
Der gesamte Beitrag zum Geschlechterunterschied im Abitur ist am Mittwoch, 6. Dezember 2023, in der Rheinischen Post und der Aachener Zeitung erschienen.
Bitte beachten Sie, dass nicht alle Beiträge ohne Abonnement zu lesen sind.