Mehr Schüler rasseln durchs Abi

Kategorien: PhV in den MedienVeröffentlicht: 04.12.2024

„Immer mehr junge Menschen fallen durchs Abitur, und die Ergebnisse in Deutsch-Leistungskursen werden immer schlechter – trotz gesunkener Anforderungen. Das sagt der Philologenverband NRW nach einer Auswertung der Abiturergebnisse dieses Jahres, die unserer Redaktion vorliegt. So schafften knapp 5,2 Prozent der Prüflinge ihr Abitur nicht. 2021 waren es knapp 3,4 Prozent gewesen. Bei den Leistungskursen waren die Ergebnisse im Fach Deutsch auch in Vorjahren schon im unteren Bereich, nun aber seien sie mit einem Schnitt von 8,1 Notenpunkten – das entspricht in etwa einer Drei als klassischer Schulnote – „am schlechtesten überhaupt“, schlechter noch als die in Mathe.

Dabei sei ein Aufgabenbereich im diesjährigen Abi nach den Rückmeldungen von Deutschlehrern eindeutig zu leicht gewesen. „Wenn dennoch die Ergebnisse schlechter sind, kann man den Schluss ziehen, dass es basale Schreibschwächen gibt, die noch nicht mal durch ein leichteres Aufgabenformat kompensiert werden konnten“, sagte die Landesvorsitzende des Philologenverbands, Sabine Mistler. Das passe zu einem Trend, der allgemein zu beobachten sei. „Wir erkennen deutliche Defizite beim Textverständnis. Rechtschreibung und Grammatik sind schlechter geworden. Das spiegeln diese Abiturergebnisse jetzt ganz deutlich wider.“

Die Maßnahmen zur Deutschförderung an Grundschulen gingen in die richtige Richtung, reichten aber nicht aus, schlussfolgert der Philologenverband: Auch an Gymnasien und Gesamtschulen müssten sie fortgeführt werden.

Der Verband fordert außerdem mehr Statistiken, um der Frage auf den Grund zu gehen, warum die Quote der Nicht-Besteher steigt. „Alle Schüler sind zum Abitur zugelassen, müssten es also formal schaffen können – und dann scheitern immer mehr auf dem letzten Meter. Ohne weitere Daten können wir nicht wirklich wissen, woran das liegt“, befand Sabine Mistler. Die Noten aus der Qualifikationsphase in den Oberstufenjahren, die in die Gesamtnote einfließen, würden derzeit nicht erfasst. Auch wisse man nicht, wie viele Schüler gar nicht erst zugelassen werden. „Wir fordern, dass das statistisch erhoben wird.“ (…)

Der Philologenverband wiederum blickt in die fernere Zukunft und fürchtet, dass sich Ungleichheiten zwischen Jungen und Mädchen künftig verschärfen werden. Mit der Reform der Oberstufe werden für alle, die ab 2026 in die elfte Klasse kommen, neue Prüfungsformen eingeführt, beispielsweise Präsentationen. „Aus den Erfahrungen des Unterrichts können wir sagen: Mit freien Unterrichtsformen und Dinge wie Referaten, Präsentationen und Kommunikation tun sich Mädchen häufig leichter als Jungen“, sagte Sabine Mistler. „Wir haben die große Sorge: Kommen mit diesen alternativen Prüfungsformaten wieder Mädchen besser klar als Jungs?“

Der gesamte Beitrag ist am Mittwoch, 4. Dezember 2024, in der Rheinischen Post erschienen.

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