Das sind die Ergebnisse unserer Umfrage

Sehr geehrte Damen und Herren, 
liebe Kolleginnen und Kollegen,

mehr als 3.100 von Ihnen haben sich rund um den Jahreswechsel an unserer Umfrage zur persönlichen Zufriedenheit im Beruf beteiligt. Mit so einer großen Resonanz hatten wir gar nicht gerechnet, umso mehr freuen wir uns über Ihre Antworten und Einschätzungen – dafür zunächst ganz herzlichen Dank. Die rege Teilnahme, aber vor allem die Ergebnisse der Befragung, zeigen uns, dass die Arbeitsbedingungen für Lehrerinnen und Lehrer auch an denen von uns vertretenen Schulformen derzeit besorgniserregend schlecht sind, was von der Politik wenig wahrgenommen zu werden scheint. So hat fast jede zweite Lehrkraft in NRW schon einmal ernsthaft daran gedacht, ihren Beruf aufzugeben. Dass diese Gefahr nicht nur theoretisch besteht, zeigen frische Zahlen aus dem MSB: Im vorigen Jahr haben 684 sowohl verbeamtete als auch tarifbeschäftigte Lehrerinnen und Lehrer den Schuldienst vorzeitig verlassen, ein Jahr zuvor waren es sogar 930.

Arbeitsbedingungen lassen viele verzweifeln

Die Gründe für die Kündigungen werden offiziell zwar nicht erfasst, die Antworten unserer Umfrage lassen jedoch Rückschlüsse zu: Es sind einerseits die Arbeitsbedingungen, die Pädagoginnen und Pädagogen verzweifeln lassen. Fast alle überziehen regelmäßig ihre Wochenarbeitszeit. Zwischen 41 und 50 Stunden arbeiten 41% der Befragten, auf mehr als 50 Stunden kommen 37%, auf mehr als 60 Stunden je Woche 12%. Nicht einmal jede zehnte verbeamtete Lehrkraft arbeitet nur die dienstrechtlich vorgesehene Wochenarbeitszeit (9%). Bei Lehrerinnen und Lehrern, die in Teilzeit beschäftigt sind, sieht es ähnlich aus. Übrigens zeigt die LaiW-Studie (Lehrerarbeit im Wandel) des Deutschen Philologenverbandes aus dem Jahr 2020, dass die bereits damals identifizierten Probleme in den letzten Jahren geblieben und eher größer statt kleiner geworden sind.

Nicht nur die Arbeitszeit ist ein großer Belastungsfaktor. Zu viele nichtpädagogische Zusatzaufgaben und zu große Klassen führen die Negativliste an (je 13%). Zu viel Bürokratie und hohe Korrekturbelastung werden an dritter (12%) und vierter Stelle (11%) genannt. Die Heterogenität der Schülerschaft wird von jeder zehnten Lehrkraft als Belastung angesehen, ebenso die wenige Unterrichtszeit für die Vermittlung von Fachinhalten.

Viele Lehrkräfte sind für die Einführung einer Zeiterfassung

Viele Lehrkräfte hoffen daher auf die Einführung einer Arbeitszeiterfassung, wie sie von der Rechtsprechung vorgesehen ist. 64% der Befragten sind klar für die Erfassung, 20% sind unentschieden, 16% lehnen sie ab. Die Befürworter/-innen plädieren klar für eine genaue Erfassung der Ist-Arbeitszeit; Modelle, die auf eine pauschalierte Zuweisung von Zeitbudgets für bestimmte Tätigkeiten abzielen, finden keine Mehrheit.

Bleibt die Frage, wie Zeiterfassung an Schulen umsetzbar ist. Bislang gibt es dazu keinerlei überzeugende Konzepte. Wie soll man an Schulen mit den unterschiedlichen Belastungssituationen umgehen? Individuell kann das aus Sicht des PhV nur mit einer deutlichen Anhebung der Anrechnungsstunden gelingen, damit zeitnah und vor Ort auf zu viele Korrekturen und andere Überbelastungen reagiert werden kann. Und wir benötigen eine Reduzierung der Pflichtstunden, was gleichwohl insgesamt mehr Lehrerstellen bedeutet – aber wer unseren Beruf wieder attraktiv machen möchte, muss uns auch entsprechend Zeit für Unterricht und Pädagogik bereitstellen.

Erste Medien haben bereits auf unsere Umfrage reagiert

Wir werden die Umfrageergebnisse nun auf unterschiedlichen Ebenen nutzen. Gestern haben wir die Medien über die Umfrageergebnisse informiert – die ersten Redaktionen haben in ihrer Berichterstattung reagiert. Sie finden die Berichte hier auf der PhV-Website. Selbstredend nutzen wir die Erkenntnisse auch für Gespräche mit den Verantwortlichen im Schulministerium und den Bezirksregierungen und wir werden sie auch auf der Bundesebene mit allen PhV-Landesverbänden weiter diskutieren.

Die gesamten Umfrageergebnisse finden Sie auf der PhV-Website unter: https://phv-nrw.de/2025/01/10/umfrage-zur-persoenlichen-belastungssituation-von-lehrerinnen-und-lehrern/

Noch einmal vielen Dank fürs Mitmachen!

Herzliche Grüße

Ihre Sabine Mistler

PHILOLOGENVERBAND
Nordrhein-Westfalen