Ergebnisse der Umfrage zur ZP10

Kategorien: MitgliederinformationVeröffentlicht: 04.07.2025

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, 

die diesjährige Umfrage des Philologenverbands NRW zu den Zentralen Prüfungen 10 (ZP10) hat mit 1.289 Lehrerinnen und Lehrern an Gymnasien (n=1.189), Gesamtschulen (n=90) und Weiterbildungskollegs (n=10) eine erfreulich hohe Resonanz gefunden. Wir danken allen, die sich trotz dieser korrekturintensiven und anstrengenden Phase die Zeit genommen haben, um ihre Erfahrungen und Einschätzungen mit uns zu teilen. Die Ergebnisse zeichnen ein konstruktives, aber in vielen Punkten auch ein mitunter kritisches Bild bei der Durchführung der ZP10.

Zentrale Ergebnisse im Überblick:

Kritik an Aufwand-Ertrag-Verhältnis: 75% der Gymnasiallehrkräfte sehen keinen angemessenen pädagogischen Ertrag im Verhältnis zum Aufwand. Bei einer Umfrage aus dem Vorjahr lag der Wert noch bei 55%. Auch in den Freitextkommentaren wird dieser Kritikpunkt vielfach betont – insbesondere mit Blick auf das niedrige Anspruchsniveau und die mangelnde Vorbereitung auf die Oberstufe. Deutlich positiver wird die ZP10 an den Gesamtschulen betrachtet. Hier gaben jeweils die Hälfte der teilnehmenden an, dass eine Gewöhnung an zentral gestellte Klausuren und die inhaltlichen Wiederholungen über einen längeren Zeitraum als vorteilhaft für die Schülerinnen und Schüler betrachtet werden. Dies hängt natürlich auch damit zusammen, dass die ZP10 an den Gesamtschulen für die meisten Schülerinnen und Schüler eine andere Bedeutung hat als für die Mehrheit der Zehntklässler an den Gymnasien.

Schwierigkeitsgrad und Notenentwicklung: Der Schwierigkeitsgrad der ZP10 wird im Vergleich zu regulären Klassenarbeiten als etwas leichter empfunden (Ø 2,69 von 5). Fast die Hälfte der Lehrkräfte an Gymnasien sieht keine nennenswerte Abweichung der Durchschnittsnoten, während 41% eine Verbesserung um bis zu einer Notenstufe feststellen. Ein anderes Bild zeichnet sich an den Gesamtschulen: Die Lehrkräfte sehen lediglich zu 38% keinen Unterschied zum Notendurchschnitt einer regulären Klassenarbeit. Knapp 24% geben hier an, dass sich der Durchschnitt sogar um bis zu eine Notenstufe verschlechtert. Nur 23% sehen eine Verbesserung der Notendurchschnitte.

Hohe Belastung durch Mehrfachprüfungen: 47 % der Befragten waren sowohl in die ZP10 zur Erstkorrektur als auch in die Abiturprüfungen eingebunden. 20% waren bei der Zweitkorrektur und in weiteren Abiturprüfungen dabei. Der Korrekturaufwand wird mit im Schnitt 3,97 von 5 Punkten als hoch bewertet.

Deutlicher Wunsch nach Reformen: 66% der Teilnehmenden fordern einen längeren Korrekturzeitraum, 44% eine bessere Berücksichtigung der Unterrichtsverteilung bei Mehrfachbelastungen. Weitere häufig genannte Vorschläge betreffen die Abschaffung der verpflichtenden Zweitkorrektur (35%), korrekturfreundlichere Prüfungsformate (34%) und eine deutliche Verbesserung der Erwartungshorizonte (32%).

Forderung nach Abschaffung der ZP10 am Gymnasium: In den Freitexten wurde dies von 203 Personen gefordert. Die Prüfung wird vielfach als überflüssig und der Aufwand als nicht angemessen beschrieben – insbesondere im Vergleich zu anderen Bundesländern (etwa in Berlin, Hamburg und Bayern), die auf eine verpflichtende ZP verzichten oder diese zumindest nur für Schülerinnen und Schüler vorsehen, die nicht die gymnasiale Oberstufe besuchen.

Unser Fazit:

Die Ergebnisse bestätigen, was viele von Ihnen erleben. Die ZP10 in ihrer jetzigen Form stellt eine erhebliche Mehrbelastung für die Lehrerinnen und Lehrer dar, ohne dass ein pädagogisch sinnvoller Mehrwert für die Schülerinnen und Schüler erkennbar wäre. Bereits im letzten Jahr haben Sie abgestimmt und deutliche Verbesserung bei der Durchführung der ZP10 angemahnt. Der PhV NRW wird sich daher weiterhin mit Nachdruck für grundlegende Entlastungen bzw. Anpassungen einsetzen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Überlegungen des MSB im Schulkompass NRW 2030, erachten wir es für eher unwahrscheinlich, dass die ZP10 an den Gymnasien abgeschafft wird.

Die detaillierten Ergebnisse und unsere Pressemeldung zur Umfrage finden Sie auf unserer Website.

Herzliche Grüße aus Düsseldorf

Ihre Sabine Mistler
Landesvorsitzende

PHILOLOGENVERBAND
Nordrhein-Westfalen

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