„Schulkompass 2030”: Mehr Vergleichstests, mehr Druck, mehr Schüler-Daten – und dann?

Kategorien: PhV in den MedienVeröffentlicht: 07.07.2025

„(…) Das Konzept, das vergangene Woche vorgestellt wurde, setzt auf datenbasierte Schulentwicklung, neue Lernstandserhebungen, systematische Feedbacks von Schülern – und Zielvereinbarungen zwischen Schulen und Schulaufsicht. Der nordrhein-westfälische Philologenverband (PhV NRW) sieht die grundsätzliche Zielrichtung des Schulkompasses zwar positiv. Die Vorsitzende Sabine Mistler sagt: „Es besteht dringender Handlungsbedarf.“ Doch sie warnt zugleich vor einer Überfrachtung der Schulen mit unrealistischen Erwartungen.

So werde etwa mit den Lernstandserhebungen der Eindruck erweckt, man könne daraus direkt auf die Unterrichtsqualität schließen. Das sei jedoch „nicht zulässig“, betont Mistler. Denn die Leistungen der Schüler seien nun mal auch von vielen anderen Faktoren abhängig – etwa Konzentrationsfähigkeit, Motivation oder Ablenkung durch digitale Medien. Sie betont: „Vergleichsarbeiten dürfen keinesfalls dazu benutzt werden, einseitig die Verantwortung für den Lernerfolg nur bei den Lehrkräften zu suchen. Diese liegt ebenso bei den Lernenden selbst und den Erziehenden.

Ein weiteres Problem sei der zu erwartende Mehraufwand für die Lehrkräfte. Die bisherige Vergleichsarbeit VERA 8 sei, wenn nicht bereits digitalisiert, sehr aufwendig. Und: „Es werden Daten erhoben, aus denen derzeit keine konsequenten Ableitungen für die individuelle Förderung hergeleitet werden.“

Kritik an geplanten Zielvereinbarungen: Druck auf Schulen steigt, Ressourcen fehlen

Besonders kritisch sieht der PhV NRW die geplanten Zielvereinbarungen zwischen Schulen und Aufsicht. Mistler warnt: „Mit den Zielvereinbarungen steigt der Druck auf die Schulen enorm, was ich für sehr problematisch halte.“ Die geforderten Zielsetzungen stünden in keinem Verhältnis zu den vorhandenen Ressourcen bei Lehrkräften, Schulleitungen und Behörden. Was es stattdessen brauche, seien „bessere Fördermaßnahmen, mehr Unterstützung sowie bessere Rahmenbedingungen der schulischen Arbeit“.

Auch das geplante Schülerfeedback sieht der Verband differenziert. Zwar sei Feedback ein wichtiges Element professionellen pädagogischen Handelns – viele Lehrkräfte würden es ohnehin bereits einholen. Aber: „Die pädagogische Freiheit der Lehrkräfte darf nicht infrage gestellt werden, sie ist ein hohes Gut des Lehrerberufs.“ Deshalb müsse klar geregelt werden, welche Daten erhoben werden und wie mit ihnen umzugehen sei – eine Bewertung einzelner Lehrkräfte dürfe nicht erfolgen. (…)

Mit seiner Kritik steht der PhV nicht allein. Auch die Bildungsgewerkschaft GEW betont: Tests allein helfen nicht. „Tests allein verbessern keine Kompetenzen, wenn niemand da ist, um die Ergebnisse in individuelle Fördermaßnahmen umzusetzen“, sagte Landeschefin Ayla Celik. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE NRW) fordert: Aus der Datenerhebung müsse eine gezielte Förderung erfolgen – sonst sei alle Analyse sinnlos. Die Realität an vielen Schulen sei eine Mangelverwaltung: Es fehle an Personal und kleineren Lerngruppen.

(…) Die PhV-Landesvorsitzende Sabine Mistler bringt es auf den Punkt: „Lernerfolg und Unterrichtsqualität lassen sich nicht allein per Datensammlung und Zielvereinbarungen erreichen.“

Der gesamte Beitrag ist am Montag, 7. Juli 2025, in Onlineportal News4Teachers erschienen.

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