Unbeliebte Mittelstufenprüfung: Kritik an „ZP10“ nimmt zu
„(…) Der nordrhein-westfälische Philologenverband (PhV NRW) sieht sich durch eine aktuelle Umfrage unter seinen Mitgliedern in seiner Haltung zu den Zentralen Prüfungen nach Abschluss der Klasse 10 (ZP10) bestätigt. Knapp 1.300 Lehrerinnen und Lehrer vornehmlich von Gymnasien hatten sich in der Zeit vom 18. Juni bis 1. Juli 2025 daran beteiligt. Demnach sagen laut einer Mitteilung des Verbandes 75 Prozent der Befragten, dass Aufwand und pädagogischer Ertrag in keinem Verhältnis zueinander stünden. Größter Kritikpunkt bei der ZP 10 sei neben der Zusatzbelastung für Lehrerinnen und Lehrer die „fehlende Relevanz für einen Großteil der Schülerinnen und Schüler“, sagte die PhV-Landesvorsitzende Sabine Mistler.
Bereits im vorigen Jahr hatte der Verband seine Mitglieder nach der Relevanz der ZP10 befragt. 2024 hatten demnach 55 Prozent der befragten Lehrkräfte keinen Mehrwert in den Prüfungen gesehen. „Der deutliche Anstieg der Ablehnung um rund 20 Prozentpunkte belegt, dass es der ZP10 an Gymnasien an Akzeptanz fehlt. Tatsächlich verlassen nur wenige Schülerinnen und Schüler das Gymnasium nach der Mittelstufe“, betont Mistler. Der PhV hatte deshalb vorgeschlagen, dass diese Personengruppe die ZP 10 auf Wunsch freiwillig ablegen kann, für alle anderen würde die ZP10-Pflicht entfallen.“
Neben der, wie es heißt, fehlenden Relevanz für Gymnasiastinnen und Gymnasiasten steht laut dem PhV vor allem der hohe Korrekturaufwand im Zentrum der Kritik. Weit mehr als die Hälfte der Lehrkräfte, die mit der ZP10 betraut sind (67 Prozent), hätten zusätzliche Verpflichtungen als Erst- oder Zweitkorrektoren für Abiturprüfungen, die häufig zeitlich parallel zu den zentralen Abschlussprüfungen laufen.
„Berlin und Hamburg verzichtete auf die Prüfungen zum Abschluss der Mittelstufe mit der Begründung, Lehrkräfte zu entlasten und ihnen mehr Zeit für ihre pädagogischen Aufgaben zu geben“, sagt Sabine Mistler. n der Bundeshauptstadt erhielten mit der Versetzung in die Oberstufe Zehntklässlerinnen und Zehntklässler künftig automatisch den Mittleren Schulabschluss.
Die Landeselternschaft der integrierten Schulen, „Leis-NRW“, hatte den Start in diese Prüfungen vor wenigen Wochen zum Anlass genommen, „mit Nachdruck die Abschaffung der ZP10“ zu fordern. Integrierte Schulen sind zum Beispiel Gesamtschulen und Sekundarschulen.
Der gesamte Beitrag ist am Montag, 7. Juli 2025, in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung erschienen.
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