Gymnasiallehrer fürchten um die Bildung in NRW
„Der nordrhein-westfälische Philologenverband warnt vor dem „Schulkompass“-Konzept der Landesregierung: Durch die geplanten zusätzlichen Lernstandserhebungen könnte die Lehre am Ende sogar schlechter werden statt besser, befürchtet die Organisation, die vor allem für Lehrkräfte an Gymnasien spricht. „Es kann sein, dass wir einen zu starken Fokus auf Mathe und Deutsch legen“, sagte die Landeschefin Sabine Mistler unserer Redaktion. „Das sind zwei Fächer von grundlegender Bedeutung, aber Schulen haben insgesamt einen allgemeinbildenden Auftrag“, erklärte sie: „Wie groß ist die Aussagekraft über das Fortkommen der Schüler in den anderen Fächern?“ Im Bestreben, die jungen Leute in den beiden Testfächern zu guten Ergebnissen zu bringen, könnte anderes vernachlässigt werden.
Zumal Lehrkräfte mit der Durchführung und Auswertung Extra-Arbeit hätten. Nach dem Plan des Landesbildungsministeriums von Dorothee Feller (CDU) sollen bis 2029 drei zusätzliche Lernstandserhebungen eingeführt werden: systematische Testungen der Kinder in Mathe und Deutsch in den Klassen zwei, fünf und sieben. „Wir bauen ein Datenmonster auf“, kritisierte Sabine Mistler. „Die Zahlen müssen analysiert werden, und wir müssen damit umgehen, wir müssen das interpretieren und dann müssen wir Schlussfolgerungen daraus ziehen.“ Das werde Zeit kosten. Zeit, die dann für Unterricht und individuelle Förderung von Kindern fehle.
Ähnlich hatte bereits Sabine Mistler, Vorsitzende des Philologenverbands Nordrhein-Westfalen argumentiert: Sie forderte angesichts der aktuellen Diskussionen über die Studierfähigkeit einen engeren Austausch zwischen Schule und Hochschule – und stellte in der Rheinischen Post die Grundsatzfrage: „Schicken wir sie auch mit dem richtigen Rüstzeug in Ausbildung oder Studium?“ Angesichts wachsender Klagen über Defizite in Mathematik oder naturwissenschaftlichen Grundlagen plädiert sie für einen „neuen Abgleich“ zwischen den Erwartungen der Hochschulen und den schulischen Standards.“
Dass die Schulen auf Grundlage der Ergebnisse „Zielvereinbarungen“ mit der Schulaufsicht abschließen sollen – also aufzeigen sollen, wie sie künftig besser abschneiden wollen – macht die Sache für sie nicht besser. „Wir brauchen eigentlich eine Stärkung der Eigenverantwortlichkeit der Lehrkräfte statt mehr Kontrolle.“ (…)“
Der gesamte Beitrag über zusätzliche Lernstandserhebungen ist am Samstag, 30. August 2025, in der Rheinischen Post erschienen.
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