Deutsch-Abitur: Niedrigere Anforderungen – schlechtere Noten! Philologen schlagen Alarm

Kategorien: PhV in den MedienVeröffentlicht: 12.12.2024

„Die Bilanz des Abiturs in Nordrhein-Westfalen 2024 bereitet dem Philologenverband sorgen.  Nicht nur, dass die Durchfall-Quote gestiegen ist. Auch die Ergebnisse in Deutsch-Leistungskursen seien schlecht – trotz gesunkener Anforderungen (um von den Ergebnissen der Prüfungen in den Mathe-Grundkursen gar nicht erst zu sprechen). Dies berichtet die „Rheinische Post“.

So bestanden knapp 5,2 Prozent der Prüflinge in Nordrhein-Westfalen in diesem Jahr ihr Abitur nicht. 2021 waren es noch knapp 3,4 Prozent gewesen. Dabei gibt es bei den Geschlechtern einen deutlichen Unterschied: Während 4,7 Prozent der Mädchen das Abi nicht bestanden, waren es 5,8 Prozent der Jungen.

Bei den Leistungskursen waren die Ergebnisse im Fach Deutsch auch in Vorjahren schon im unteren Bereich, nun aber seien sie mit einem Schnitt von 8,1 Notenpunkten – das entspricht in etwa einer Drei als klassischer Schulnote – „am schlechtesten überhaupt“, schlechter noch als die in Mathe. Das ist ohnehin ein Problemfach für viele Schülerinnen und Schüler. In den Grundkursen – Mathematik ist verpflichtend in der Oberstufe – erzielten die Abiturientinnen und Abiturienten denn auch einmal mehr besonders schlechte Noten. Nach Einschätzung des Philologenverbands waren die Grundkurs-Klausuraufgaben dieses Jahr aber zu schwer, vor allem zu textlastig.

Hingegen sei ein Aufgabenbereich bei den Leistungskursen im Fach Deutsch nach den Rückmeldungen von Deutschlehrern eindeutig zu leicht gewesen. „Wenn dennoch die Ergebnisse schlechter sind, kann man den Schluss ziehen, dass es basale Schreibschwächen gibt, die noch nicht mal durch ein leichteres Aufgabenformat kompensiert werden konnten“, sagte die Landesvorsitzende des Philologenverbands, Sabine Mistler, gegenüber dem Blatt. Das passe zu einem Trend, der allgemein zu beobachten sei. „Wir erkennen deutliche Defizite beim Textverständnis. Rechtschreibung und Grammatik sind schlechter geworden. Das spiegeln diese Abiturergebnisse jetzt ganz deutlich wider.“

Die Maßnahmen zur Deutschförderung an Grundschulen gingen in die richtige Richtung, reichten aber nicht aus, schlussfolgert der Philologenverband – nimmt aber auch die weiterführenden Schulen in den Blick: Auch Gymnasien und Gesamtschulen seien dabei gefordert.

Der Verband fordert außerdem mehr Statistiken, um zu klären, warum die Quote der Durchfallenden steigt. „Alle Schüler sind zum Abitur zugelassen, müssten es also formal schaffen können – und dann scheitern immer mehr auf dem letzten Meter. Ohne weitere Daten können wir nicht wirklich wissen, woran das liegt“, befand Sabine Mistler. Die Noten aus der Qualifikationsphase in den Oberstufenjahren, die in die Gesamtnote einfließen, würden derzeit nicht erfasst. Auch wisse man nicht, wie viele Schüler gar nicht erst zugelassen werden. Mistler: „Wir fordern, dass das statistisch erhoben wird.“

Der Beitrag ist am Donnerstag, 12. Dezember 2024, bei News4Teachers erschienen.