Alarm an NRW-Schulen: Lehrer sehen vor Abitur großes Problem
„Eine Umfrage in NRW zeigt eine schlechte Stimmung an Gymnasien und Gesamtschulen. Viele Lehrer haben über eine harte Entscheidung nachgedacht.
Düsseldorf – Das zweite Schulhalbjahr beginnt am 10. Februar und für tausende Schülerinnen und Schüler ist es eine entscheidende Zeit. Die Abitur-Prüfungen in NRW stehen ab dem 3. April an, allerdings schlägt der Philologenverband bereits im Januar Alarm. Viele Lehrkräfte fühlten sich nicht in der Lage, die Schüler auf das anschließende Studium vorzubereiten.
Das Abitur ist die letzte Prüfung, um für eine Hochschule zugelassen zu werden. Beim Bestehen eröffnen sich für die jungen Menschen viele neue Wege. Nun flattert allerdings eine besorgte Nachricht vom Philologenverband-NRW in die Bildungswelt an Rhein und Ruhr. Der Philologenverband ist eine Interessensvertretung für Gymnasiallehrer.
„Viele Kolleginnen und Kollegen halten die Rahmenbedingungen auch an Gymnasien mittlerweile für so problematisch, dass sie nicht mehr glauben, Schülerinnen und Schüler angemessen auf ein Studium vorbereiten zu können“, sagt die Vorsitzende Sabine Mistler. Knapp 80 Prozent der NRW-Lehrer fühlen sich aktuell nicht in der Lage, die Schüler aufs Abitur vorzubereiten. Hintergrund ist eine Umfrage unter 3.100 Lehrkräften an Gymnasien und Gesamtschulen in NRW.
Einer der Hauptgründe für die pessimistische Stimmung an den Schulen in Nordrhein-Westfalen seien die Arbeitszeiten, heißt es in einer Mitteilung des Philologenverbands. Die meisten befragten Lehrerinnen und Lehrer überziehen regelmäßig ihre Wochenarbeitszeiten. 50 Stunden die Woche investieren 37 Prozent der Lehrer in ihren Job. Ein gewünschtes Zeiterfassungssystem fehle allerdings bislang.
Nach einem Urteil des Bundesarbeitsgerichts ist die Arbeitszeiterfassung allerdings Pflicht. Laut Philologenverband hapert es allerdings an fehlenden bundesgesetzlichen Vorgaben.
Im Herbst 2024 hatte die Deutsche Presseagentur (DPA) beim hessischen Kultusministerium nach einer Arbeitszeiterfassung gefragt: „Das Thema kann nur einheitlich gelöst werden, deshalb verbietet sich ein Alleingang“, erklärte eine Ministeriumssprecherin. Bedeutet: Die Länder wollen eine bundeseinheitliche Lösung.
Währenddessen leiden tausende Lehrer in NRW und in allen anderen Bundesländern. Denn die überhohen Arbeitsstunden sind nicht nur ein Problem in Nordrhein-Westfalen. Zudem verliert der Lehrberuf an Attraktivität – und das in Zeiten des Lehrermangels.
Laut der Umfrage des NRW-Philologenverbands hat jede zweite Lehrkraft in NRW schon einmal darüber nachgedacht, den Beruf aufzugeben. Im Jahr 2024 setzten 684 NRW-Lehrer ihre Gedanken um und quittierten freiwillig ihren Beruf, teilt NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) Anfang des Jahres auf SPD-Anfrage im Landtag mit.
Der Philologenverband-NRW will derweil mit den Umfrageergebnissen ein Zeichen setzen: „Das stimmt uns insgesamt sehr nachdenklich und sollte auch den politischen Parteien im Land deutlich zu denken geben. Denn auch das zeigt unsere Umfrage: In ihrer Belastungssituation ernst genommen fühlt sich von der Politik kaum noch eine Lehrkraft“, sagt Mistler.
Der gesamte Beitrag zur Stimmung unter Lehrkräften ist am Sonntag, 19. Januar 2025, bei Ruhr24.de erschienen.