Streit um ZP 10 an Gymnasien: Lenkt NRW doch nicht ein?

Kategorien: PhV in den MedienVeröffentlicht: 20.08.2025

„Im Streit um die Zentrale Mittelstufenprüfung (ZP 10) an den NRW-Schulen will die schwarz-grüne Landesregierung offenbar doch nicht schnell einlenken. Man habe die Rückmeldungen der Lehrkräfte „zur Kenntnis genommen“ und werde sie „in etwaige künftige Überlegungen zur Weiterentwicklung zentraler Verfahren der Leistungsüberprüfung einfließen lassen“, erklärte NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) am Dienstag auf FDP-Anfrage im Landtag.

Grundsätzlich stellte Feller klar, dass die ZP 10 für die Landesregierung weiterhin „ein wichtiges Element der Standardsicherung und Standardüberprüfung am Ende der Sekundarstufe I“ darstellten. Zudem erhielten Schulen und Schulaufsicht auf diese Weise „wertvolle Daten über den Leistungsstand der Schülerinnen und Schüler und auch ihrer Schulen gemessen an den bundesweit geltenden Bildungsstandards“. NRW plant parallel den Ausbau von verpflichtenden Lernstandserhebungen in den Klassen 2, 5 und 7 bis zum Jahr 2030.

Eine Umfrage des Philologenverbandes NRW zur ZP 10 unter knapp 1300 Lehrkräften hatte Ende Juni ein verheerendes Meinungsbild ergeben. 75 Prozent der Befragten sagten, dass Aufwand und pädagogischer Ertrag in keinem Verhältnis zueinander stünden. Da landesweit nur wenige Schüler das Gymnasium nach der Mittelstufe verließen, hätten die Prüfungen schlicht kaum eine Relevanz. Der Philologenverband regte an, dass Schulabgänger nach Klasse 10 die Prüfungen auf eigenen Wunsch freiwillig ablegen sollten, um den Aufwand zu verringern.

Hamburg und Berlin verzichten bereits auf die ZP 10. Mit der Versetzung in die Oberstufe erhalten Zehntklässler künftig automatisch den Mittleren Schulabschluss, so wie es früher auch in NRW üblich war. Die Zentralen Prüfungen am Ende der Klasse 10 waren in NRW im Geleitzug des „Turbo-Abiturs“ im Schuljahr 2006/2007 an Hauptschulen, Realschulen und Gesamtschulen eingeführt worden. Mit der Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium müssen diese ebenfalls zentrale Prüfungen am Ende der Mittelstufe organisieren.

Schulministerin Feller hatte im Juli zunächst Gesprächsbereitschaft signalisiert: „Ich bin grundsätzlich immer offen dafür, etwas zu überdenken, wenn es fundierte Kritik gibt.“ Die Prüfung helfe zwar dabei, das Wissen aus der Mittelstufe zu wiederholen und zu festigen. „Aber ich nehme natürlich wahr, dass es andere Meinungen gibt“, räumte Feller ein.

Nun erinnert das Schulministerium jedoch daran, dass man den Gymnasiallehrern bereits allerlei Erleichterungen gewährt habe. Im Zuge der Wiedereinführung der ZP10 am Gymnasium sei bereits die Möglichkeit geschaffen worden, als Ausgleich die Anzahl der regulären Klassenarbeiten in Deutsch, Mathematik und Englisch in der Klasse 10 um jeweils eine auf nur noch drei zu reduzieren. Zudem sei die verbindliche Mindestanzahl an Klassenarbeiten in allen Fächern in den Jahrgangsstufen 7 und 8 um jeweils eine reduziert worden.“

Der gesamte Beitrag ist am Mittwoch, 20. August 2025, in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung erschienen.

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