Traditionelle Mitgliederversammlung mit rund 80 Mitgliedern in Liedberg
Ende November begrüßte der Vorsitzende des Bezirks Neuss, Mario Stein, rund 80 Mitglieder des Philologenverbands im Liedberger Landgasthaus zum alljährlichen Weihnachtsessen und zu einer angeregten Diskussion über aktuelle bildungspolitische Entwicklungen.

Unter dem Leitmotiv „Leistung fordern, Vertrauen fördern, Lehrkräfte stärken“ fand in Berlin die diesjährige Bundestagung des Deutschen Philologenverbands statt. Gleich zu Beginn setzte Mario Stein deutliche Akzente und verwies auf die aktuelle FORSA-Umfrage, die der Verband in Auftrag gegeben hatte. Die Ergebnisse sprechen eine klare Sprache: 92 Prozent der Befragten lehnen eine Schulwahl ausschließlich nach Elternwillen ab. 85 Prozent befürworten klare Leistungsanforderungen als Grundlage erfolgreichen Lernens und gymnasialer Bildungsgänge. Die Mehrheit spricht sich zudem weiterhin für das mehrgliedrige Schulsystem und gegen eine Einheitsschule aus. Damit bleiben Leistung, Differenzierung und verlässliche Bildungswege zentrale Erwartungen an die Politik.
Im Anschluss nahm Thomas Ahr, stellvertretender Vorsitzender des Philologenverbands NRW, eine kritische Einordnung der aktuellen Schulpolitik vor – insbesondere des Eckpunktepapiers zur Stärkung der Schulleitungen. Er fragte eindringlich: „Wo bleibt das Eckpunktepapier zur Stärkung der Kolleginnen und Kollegen?“ Während Schulleitungen Unterstützung benötigten, dürfe die Stärkung der Lehrkräfte nicht zum blinden Fleck werden.
Ahr verwies außerdem auf den Schulkompass 2030, der zusätzliche Leistungs- und Vergleichsmessungen unter anderem in den Klassen 2, 3, 5, 7 und 8 vorsieht.
Die Sorge der Lehrkräfte: Die Balance zwischen Unterricht, pädagogischer Arbeit und administrativen Aufgaben verschiebt sich zunehmend in Richtung eines dauerhaften Testbetriebs. „Unsere Kollegien dürfen nicht zu Messdienstleistern degradiert werden“, betonte Ahr.
Ein weiterer Schwerpunkt war die anstehende Reform der gymnasialen Oberstufe. Die neue APO-GOSt soll noch vor Weihnachten in die Verbände gehen. Sicher sei bereits die Einführung eines fünften Abiturfachs. Die Umsetzung bis 2030 werde die Schulen organisatorisch wie personell stark fordern.
Auch tarifpolitische Themen spielte Ahr an: In der dritten Tarifrunde – voraussichtlich rund um Karneval – fordert die DBB-Seite sieben Prozent mehr Entgelt. Er rief die Lehrkräfte dazu auf, sich an Demonstrationen und Aktionen zu beteiligen, um ein starkes Signal zu senden.
Zum Abschluss hob Ahr die laufende Mitgliederwerbeaktion hervor. Eine starke Mitgliedschaft sei entscheidend, um politisch Gewicht zu behalten: „Wir brauchen ein deutliches Plus, um weiterhin wirksam auftreten zu können.“
Die Mitgliederversammlung bot zudem einen ansprechenden musikalischen Rahmen und viel Raum für kollegialen Austausch. Die klaren Botschaften des Abends zeigen: Lehrkräfte wollen Schule aktiv gestalten – sie benötigen dafür jedoch verlässliche Strukturen, politische Unterstützung und realistische Rahmenbedingungen.
Nicole Holländer-Hanßen, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit im Bezirk Neuss