Gewalt an Schule(n) erhöht Belastungen für Lehrkräfte

Kategorien: PressemitteilungenVeröffentlicht: 24.04.2024
  • Deutsches Schulbarometer bestätigt Umfrage des PhV
  • Jede zweite Lehrkraft beobachtet oder erfährt Gewalt
  • Attraktivität des Berufs sinkt und verstärkt Lehrermangel

Düsseldorf, 24. April 2024. Das heute vorgestellte Schulbarometer der Robert-Bosch-Stiftung bestätigt nachdrücklich die Umfrage des nordrhein-westfälischen Philologenverbandes (PhV NRW) zum Thema Gewalt an Schulen. Laut der repräsentativen Studie der Stiftung sieht jede zweite Lehrkraft an der eigenen Schule ein Problem mit psychischer oder physischer Gewalt unter Schülerinnen und Schülern. Das Verhalten der Lernenden stellt Lehrkräfte derzeit vor die größten Herausforderungen, so ein Fazit des Schulbarometers.  Der PhV hatte Ende des vorigen Jahres Lehrerinnen und Lehrer nach ihren Erfahrungen mit dem Thema Gewalt befragt. Fast die Hälfte (47%) der Lehrerinnen und Lehrer an Gymnasien und mehr als Dreiviertel der Lehrkräfte an Gesamtschulen (76%) in den vergangenen Jahren schon einmal persönlich von Gewalt betroffen.

„Natürlich bleibt es nicht ohne Folgen, wenn Lehrerinnen und Lehrer persönlich angegriffen werden oder Gewalt gegenüber Kolleginnen und Kollegen und unter Schülerinnen und Schüler erleben“, sagt Sabine Mistler, Vorsitzende des PhV. Viele Lehrkräfte arbeiteten ohnehin schon am Rande der Belastungsgrenze. „Zusätzliches problematisches Verhalten von Kindern und Jugendlichen zermürbt auf Dauer das Lehrpersonal. Von den Auswirkungen auf die Lernleistungen der Schülerinnen und Schülern ganz zu schweigen.“

Laut Schulbarometer betrifft Gewalt insbesondere Schulen in sozial benachteiligten Lagen sowie Förder- und Sonderschulen. „Die PhV-Befragung belegt eindeutig, dass Gewalt, vor allem gegenüber Lehrkräften, an allen Schulformen ein Thema ist, auch an vermeintlich friedlichen Gymnasien“, erklärt Mistler. Unterschiede gibt es bei der Art der Übergriffe, sie unterscheiden sich je nach Schulform. Während an Gymnasien Beleidigungen, Beschimpfungen und Online- oder Cyberdelikte an erster Stelle genannt sind, geht es an Gesamtschulen robuster zur Sache. Dort folgen Körperverletzungsdelikte auf Beleidigungen und Bedrohungen. Körperliche Übergriffe kommen dort laut Umfrage häufiger vor als Vergehen im digitalen Raum.

Dass Gewalt an Schule(n) nicht nur unmittelbare und direkte Folgen auf das Schulleben hat, wie beispielsweise konstant negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden und das individuelle Sicherheitsgefühl, sondern auch Langzeitfolgen, liegt auf der Hand. Laut Schulbarometer würde ein Viertel der Lehrkräfte den Beruf wechseln, wenn es die Möglichkeit gebe. Allein in NRW haben laut WDR im vorigen Jahr 930 Lehrerinnen und Lehrer den Schuldienst verlassen. Gleichzeitig sinken die Zahlen der jungen Menschen, die sich für ein Lehramtsstudium entscheiden. Auch die Zahl der Referendarinnen und Referendare nimmt ab. „Die Attraktivität des Berufs sinkt kontinuierlich und daran sind neben anderen Herausforderungen und zu vielen Zusatzaufgaben vor allem die schlechten Arbeitsbedingungen schuld“, sagt Sabine Mistler. „Wenn wir das Problem des Lehrkräftemangels nachhaltig in den Griff bekommen wollen, müssen wir hier schleunigst etwas tun. Ausgebrannte Lehrerinnen und Lehrer sind keine Werbung für unseren Beruf.“

Die Ergebnisse der PhV-Umfrage: 20231110_Umfrage_GewaltLuL

20240424_PM_Schulbarometer