Von Hamburg und Berlin lernen: ZP 10 am Gymnasium abschaffen

Kategorien: PressemitteilungenVeröffentlicht: 26.08.2024
  • Hansestadt streicht die Extra-Prüfungen zum Ende der Mittelstufe
  • Schüler-/innen und Lehrkräfte sollen durch Wegfall entlastet werden
  • PhV-Umfrage: Lehrkräfte sehen kaum Mehrwert in den Prüfungen

Düsseldorf, 26. August 2024.  Nach Berlin verzichtet Hamburg ab dem neuen Schuljahr auf die schriftlichen und mündlichen Prüfungen zum Abschluss der Mittelstufe. Mit den Klausuren und Prüfungen in den Fächern Deutsch, Mathe und einer Fremdsprache sollte überprüft werden, ob die Schülerinnen und Schüler das Abitur oder den Mittleren Schulabschluss erreichen würden. Damit soll es künftig vorbei sein. Laut Medienberichten sagte die zuständige Hamburger Schulsenatorin Ksenija Bekeris, dass die Leistungen der Schülerschaft auch ohne die zusätzlichen Prüfungen gut beurteilt werden können. Mit der Versetzung in die Oberstufe erhalten Zehntklässlerinnen und Zehntklässler künftig automatisch den Mittleren Schulabschluss. Die Entscheidung soll auch Lehrkräfte entlasten.

Das Bundesland Berlin hatte bereits im vorigen Jahr angekündigt, die schriftlichen Prüfungen für den Mittleren Schulabschluss abzuschaffen. Laut Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch sollen damit auf der einen Seite Lehrkräfte entlastet werden, für die aufwändige Prüfungsvorbereitungen und Korrekturen künftig wegfallen. Stattdessen sollen die Lehrerinnen und Lehrer sich auf ihre pädagogische Aufgabe konzentrieren. Schülerinnen und Schüler können sich durch den Wegfall auf der anderen Seite in der Jahrgangsstufe 10 verstärkt auf den Übergang der gymnasialen Oberstufe vorbereiten.

„Die Entscheidungen in Hamburg und Berlin zeigen, dass es auch ohne zusätzliche Prüfungen geht“, sagt Sabine Mistler, die Vorsitzende des nordrhein-westfälischen Philologenverbandes (PhV NRW). „Wir fordern die Landesregierung deshalb noch einmal auf, die Abschlussprüfungen am Ende der zehnten Klasse auch an Gymnasien in Nordrhein-Westfalen abzuschaffen.“ In NRW müssen Schülerinnen und Schüler in der zehnten Jahrgangsstufe ab 2024 die sogenannten ZP 10 (Zentrale Prüfungen) wieder verpflichtend absolvieren. Der PhV NRW stellt diese Prüfungen an den Gymnasien grundsätzlich infrage. Die ZP 10 standen in NRW tatsächlich einmal zur Debatte. Mit der Rückkehr zu G 9 wurde von der alten Landesregierung kurz vor Ende der vergangenen Legislatur das Verfahren der ZP 10 auch wieder für Gymnasien eingeführt.

Größter Knackpunkt bei der ZP 10 ist neben der Zusatzbelastung für Lehrerinnen und Lehrer aus Sicht des PhV die fehlende Relevanz für einen Großteil der Schülerinnen und Schüler. „Nur wenige von ihnen verlassen das Gymnasium tatsächlich nach der Mittelstufe. Wir schlagen vor, dass diese überschaubare Personengruppe die ZP 10 auf Wunsch freiwillig ablegen kann, für alle anderen würde die Verpflichtung entfallen“, erläutert Mistler.

Der PhV hatte in seiner jährlichen Umfrage zu den Abiturergebnissen seine Mitglieder auch nach dem Sinn oder Unsinn der ZP 10 befragt – mit einem eindeutigen Ergebnis: Mehr als die Hälfte der mehr als 1.600 Teilnehmenden, nämlich 55 Prozent, erkennen keinen Mehrwert in der ZP 10, ein knappes Viertel (24%) dagegen sieht ihn schon. Kritisiert wird vor allem die „Materialschlacht“ samt bürokratischem Aufwand, die Mehrbelastung durch die enge Terminierung, die Zweitkorrekturen sowie das geringe Anforderungsniveau der Prüfungen. Nur von wenigen Lehrkräften wird die ZP 10 als Vorbereitung für die Oberstufe begrüßt.

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