DPhV: Lehrkräfte sind bei der Übergangsempfehlung auf das Gymnasium weniger von sozioökonomischen Faktoren beeinflusst als Eltern
Auch leistungsstarke Schüler brauchen bessere Förderung / Lehrkräftemangel verhindert erfolgreiche Fortbildungen / Niedriges Leistungsniveau in Naturwissenschaften ist besorgniserregend
Die heute vorgestellten TIMSS-Ergebnisse bestätigen den Deutschen Philologenverband (DPhV) hinsichtlich seiner Empfehlung für eine verbindliche Übergangsempfehlung auf die weiterführenden Schularten. DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing sagt: „TIMSS (Trends in International Mathematics and Science Study) zeigt, dass sich Lehrkräfte bei ihren Leistungsbeurteilungen für die Grundschulempfehlung weit weniger von sozioökonomischen Faktoren beeinflussen lassen als Eltern. Angesichts der in den meisten Bundesländern noch unverbindlichen Übergangsempfehlung auf die weiterführenden Schularten ist dies aus Sicht des DPhV ein klares Signal für eine verbindliche Übergangsempfehlung, damit begabte Kinder auch aus Elternhäusern mit niedrigem sozioökonomischem Status bessere Übergangschancen erhalten. Neben Ländern wie Bayern und Sachsen, die an der verbindlichen Übergangsempfehlung festgehalten haben, haben sich wieder neu Baden-Württemberg, Berlin und Sachsen-Anhalt dazu im zurückliegenden Jahr entschieden. Wir empfehlen die Einführung einer verbindlichen Übergangsempfehlung nach der 4. Klasse allen Kultusministern und -ministerinnen in den 16 Bundesländern.“
Leistungsstarke Schülerinnen und Schüler fühlen sich laut TIMSS weniger kognitiv aktiviert als leistungsschwächere. Die von den Autoren der TIMSS-Studie aufgestellte Forderung nach der Verstärkung des kognitiven Aktivierungspotenzials begrüßt der DPhV ausdrücklich.
Der DPhV kritisiert zudem die mangelnde Fürsorge der Kultusministerien für Lehrkräfte. Diese haben einen größeren Fortbildungsbedarf und wollen auf Fortbildungen gehen, können es aber aufgrund des Lehrkräftemangels nicht. Laut TIMSS hat sich das Leistungsniveau der Schülerinnen und Schülern am Ende der 4. Jahrgangsstufe in Mathematik im Vergleich zu den Erhebungen der vergangenen Jahre nicht signifikant verbessert, aber auch nicht verschlechtert. Hier bleibt der befürchtete Corona-Leistungsrückgang aus. Im Bereich der Naturwissenschaften ist die Leistungsentwicklung rückläufig.
Lin-Klitzing sagt: „Die ersten Schuljahre haben zentrale Bedeutung für die weitere Entwicklung der Kinder. Insofern muss es uns sehr nachdenklich stimmen, wenn durch den stetigen Lehrkräftemangel die Zeit-Ressourcen für notwendige Lehrkräftefortbildungen zunehmend weniger werden. Die Wahrnehmung von Fortbildungen durch Grundschullehrkräfte in Deutschland sind laut TIMSS im internationalen Vergleich eher unterdurchschnittlich. Kognitiv aktivierender Unterricht für die Schülerinnen und Schüler, sowohl für die leistungsstärkeren wie für die leistungsschwächeren Schülerinnen und Schüler und nicht nur in Mathematik und den Naturwissenschaften, muss es uns aber wert sein: Lehrkräfte brauchen konsequente Freistellungen für Lehrkräftefortbildungen von ihren Schulleitungen, die darin von der Schulaufsicht und den Kultusministerien unterstützt werden müssen.“