Risiken und Nebenwirkungen der Unterrichtsausfall-Statistik
- PhV: „Schulen mit hohem Krankenstand nicht an Pranger stellen“
- Unterrichtsausfall wird sich durch stetige Überlastung verschärfen
- Teufelskreis aus hoher Belastung und hohen Krankenständen
Düsseldorf, 18. Dezember 2024. Mit Sorge blickt der nordrhein-westfälische Philologenverband (PhV NRW) auf die Detailauswertung der Statistik zum Unterrichtsausfall, die gestern vom zuständigen Ministerium an die Schulen übermittelt worden und nun öffentlich einsehbar sind. „Wir befürchten, dass durch die Veröffentlichung falsche Rückschlüsse auf die Qualität von schulischer Arbeit gezogen werden könnten“, sagt die PhV-Vorsitzende Sabine Mistler. In der Vergangenheit seien Zahlen zum Unterrichtsausfall beispielsweise von Lokalmedien genutzt worden, um in einzelnen Kommunen regelrechte Schulrankings zu erstellen. „So gesehen ist es richtig, dass die Schulministerin einen verantwortungsvollen Umgang mit der Statistik fordert. Es darf nicht sein, dass Schulen und Kollegien an den Pranger gestellt werden.“
Der Philologenverband begrüßt ausdrücklich, dass Zahlen zum Ausfall von Unterrichtszeit erhoben werden, weist aber darauf hin, dass die Statistik in der Vergangenheit einen geringen Erkenntnisgewinn gebracht hatte. Mistler: „Bislang wurden etwa die ausgefallenen Stunden überhaupt nicht in Relation gesetzt zu der Zahl der unbesetzten Stellen, dadurch war die Aussagekraft der Statistik stark begrenzt.“
Statistik allein generiert noch keine Stellen
Dass mit der Erhebung des Unterrichtsausfalls noch nichts gewonnen ist, liegt auf der Hand. „Eine Statistik allein generiert keine Stellen oder gar Lehrkräfte“, stellt Mistler fest. „Das Grundproblem ist hinlänglich bekannt, es ist der eklatante Mangel von Lehrerinnen und Lehrern in einzelnen Fächern und an bestimmten Schulen, vor allem an Sek-I-Schulen wie Gesamtschulen, aber auch an Gymnasien.“ Ein Umstand, der sich in den kommenden Jahren noch fortsetzen, wenn nicht sogar verschlimmern dürfte. Gründe dafür sind an den Gymnasien etwa die Rückkehr der Schulen mit gymnasialer Oberstufe von G8 zu G9.
„Diese wird dazu führen, dass auch Gymnasien beim Personal in Unterhang geraten“, sagt Mistler. Und das trotz der Rückkehr der vorab eingestellten Lehrkräfte aus Vorgriffseinstellungen, die bis zum Ausbau von G9 an andere Schulformen abgeordnet sind und derzeit dort den Unterhang mit ausgleichen. „Die Belastungsgrenzen sind seit langem massiv überschritten, und auch wenn wir uns in einem längeren Prozess befinden, was die Verbesserung der Lehrerversorgung angeht, so müssen diese Grenzen vom MSB endlich ernst genommen und Lehrkräfte spürbar entlastet werden.“ Die Unterrichtsausfallstatistik würde aktuell noch viel schlimmer aussehen, wenn die Lehrkräfte nicht so viele, in der Regel unbezahlte, Mehrarbeit leisteten. Die Krankenstatistiken zeigen derzeit bereits einen deutlichen Anstieg – ein Teufelskreis, den es dringlichst zu durchbrechen gilt.