Auf dem Weg ins neue Schuljahr: Ein Kompass allein genügt nicht

Kategorien: PressemitteilungenVeröffentlicht: 22.08.2025
  • Das Ziel stimmt, aber Schulen benötigen mehr Unterstützung auf dem Weg
  • Sprachförderung an Grundschulen unerlässlich für Bildungserfolg
  • PhV kritisiert das Konzept der „datengestützten Unterrichtsentwicklung“

Düsseldorf, 22. August 2025. Eine zentrale Aufgabe für das kommenden Schuljahr sieht das nordrhein-westfälische Schulministerium in der Reform de Lehrkräfteausbildung. Das hat Ministerin Dorothee Feller heute in der jährlichen Pressekonferenz bekannt gegeben. So sollen künftig beispielsweise Praktika ausgebaut und Studium sowie Vorbereitungsdienst (Referendariat)praxisnäher gestaltet werden. Prüfungen sollen etwa den Berufsalltag der angehenden Lehrkräfte stärker gewichten und im Allgemeinen soll die Berufsausbildung sich stärker an der Praxis orientieren.

Punkte, die auch der nordrhein-westfälische Philologenverband (PhV NRW) in der Vergangenheit mehrfach angemahnt hat – grundsätzlich begrüßt der Verband daher die angedachten Neuerungen. Allerdings steckt der Teufel häufig im Detail und es kommt auf die Umsetzung der Reformen an. „Für uns ist entscheidend, dass die jungen Lehrkräfte nach ihrer Ausbildung tatsächlich fachlich, didaktisch, methodisch sowie pädagogisch angemessen arbeiten können“, sagt die PhV-Vorsitzende Sabine Mistler. „Deshalb dürfen wir bei allem Praxisbezug in der Ausbildung nicht die Fachlichkeit aus den Augen verlieren“, so Mistler.

Verbindliche Sprachförderung an Grundschulen ist aus Sicht des PhV unerlässlich

Ebenfalls begrüßt der PhV die heute vorgestellte Stärkung der Basiskompetenz Schreiben an Grundschulen. „Sprache ist nun mal das Eintrittstor in erfolgreiche Bildungsbiografien und für die weiterführenden Schulen fundamental wichtig“, betont die PhV-Vorsitzende. „Fehlende Grundlagen aus der Primarstufe können zum Teil nur schwer aufgeholt werden, verbindliche vorschulische und schulische Sprachförderung ist daher für uns unverzichtbar.“

Der kurz vor den Sommerferien vorgestellte „Schulkompass NRW“ soll der Taktgeber für die künftige Schul- und Bildungspolitik bleiben, das hat die Schulministerin noch einmal betont. Kinder und Jugendliche sollen auf dem Weg zum schulischen Erfolg bestmöglich gebildet und unterstützt werden. Das erklärte Ziel, das das MSB mit dem Schulkompass vorgibt, ist aus Sicht des PhV richtig, aber es erscheint zweifelhaft, ob der vom MSB eingeschlagene Weg der datengestützten Unterrichtsentwicklung tatsächlich zu einer Verbesserung der Schülerleistungen betragen kann. Zudem: „Wer im Schulkompass Ansätze zur Unterstützung oder Entlastung derjenigen sucht, die diesen Prozess durchführen, anleiten, auswerten, umsetzen und verantworten müssen, sucht diese bislang vergeblich“, kritisiert Sabine Mistler.

Der PhV betont daher ausdrücklich, dass große Reformen und Veränderungen ohne weitere Unterstützung für Lehrerinnen und Lehrer kaum denkbar sind. „Wir brauchen dringend mehr Entlastung für Lehrkräfte, mehr Unterstützungspersonal an Schulen, kleinere Kurse und Klassen, weniger Bürokratie und weniger nicht-pädagogische Aufgaben“, fordert Mistler. „Wir brauchen endlich wieder mehr Zeit für Bildung, für unsere Kinder und Jugendlichen.“

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