Gymnasiallehrkräfte sehen wenig Relevanz der ZP10

Kategorien: PressemitteilungenVeröffentlicht: 04.07.2025
  • PhV NRW befragt seine Mitglieder zu Zentralen Prüfungen
  • Krasses Missverhältnis von Aufwand und pädagogischem Ertrag
  • Andere Bundesländer verzichten auf diese Abschlussprüfungen

Düsseldorf, 4. Juli 2025. Der nordrhein-westfälische Philologenverband (PhV NRW) sieht sich durch eine aktuelle Umfrage unter seinen Mitgliedern in seiner Haltung zu den Zentralen Prüfungen nach Abschluss der Klasse 10 (ZP10) bestätigt. Knapp 1.300 Lehrerinnen und Lehrer vornehmlich von Gymnasien hatten sich in der Zeit vom 18. Juni bis 1. Juli 2025 daran beteiligt. Demnach sagen 75 Prozent der Befragten, dass Aufwand und pädagogischer Ertrag in keinem Verhältnis zueinanderstehen. „Größter Kritikpunkt bei der ZP 10 ist neben der Zusatzbelastung für Lehrerinnen und Lehrer aus Sicht des PhV die fehlende Relevanz für einen Großteil der Schülerinnen und Schüler“, sagt die PhV-Vorsitzende Sabine Mistler.

Bereits im vorigen Jahr hatte der PhV seine Mitglieder nach der Relevanz der ZP10 befragt. 2024 hatten lediglich 55% der befragten Lehrkräfte keinen Mehrwert in den Prüfungen gesehen. „Der deutliche Anstieg der Ablehnung um rund 20 Prozentpunkte belegt, dass es der ZP10 an Gymnasien an Akzeptanz fehlt. Tatsächlich verlassen nur wenige Schülerinnen und Schüler das Gymnasium nach der Mittelstufe“, erläutert Mistler. Der PhV hatte deshalb vorgeschlagen, dass diese überschaubare Personengruppe die ZP 10 auf Wunsch freiwillig ablegen kann, für alle anderen würde die Verpflichtung entfallen.

ZP10 und Abiturprüfungen laufen häufig zeitgleich

Neben der fehlenden Relevanz für Gymnasiastinnen und Gymnasiasten steht vor allem der hohe Korrekturaufwand im Zentrum der Kritik. Weit mehr als die Hälfte der Lehrkräfte, die mit der ZP10 betraut sind (67%), haben zusätzliche Verpflichtungen als Erst- oder Zweitkorrektoren für Abiturprüfungen, die häufig zeitlich parallel zu den zentralen Abschlussprüfungen laufen. Da es sich bei den ZP10-Fächern um Mathe, Deutsch und Englisch handelt, sind die Grund- oder Leistungskurse in aller Regel groß.  Besonders die kurzen Korrekturzeiträume werden als Hauptbelastungsfaktor wahrgenommen. Zweidrittel der befragten Lehrkräfte wünscht sich deshalb mehr Zeit für die Korrekturen – wenn die ZP10 als verpflichtende Prüfung bleibt.

„Dass dies nicht so sein muss, zeigt der Blick nach Berlin und Hamburg, beide Bundesländer verzichten auf die Prüfungen zum Abschluss der Mittelstufe“, sagt Sabine Mistler. „Übrigens mit der Begründung, Lehrkräfte zu entlasten und ihnen mehr Zeit für ihre pädagogischen Aufgaben zu geben.“ In der Bundeshauptstadt ist man überzeugt, dass die Leistungen der Schülerschaft auch ohne zusätzliche Prüfungen zu bewerten sind. Mit der Versetzung in die Oberstufe erhalten Zehntklässlerinnen und Zehntklässler künftig automatisch den Mittleren Schulabschluss.

Höherer Korrekturaufwand als bei Klassenarbeiten

Dass der Korrekturaufwand für Prüfungen ein zentraler Punkt ist, zeigt ein Vergleich zwischen ZP10 und regulären Klassenarbeiten in der zehnten Jahrgangsstufe. Auf einer Skala von 1 bis 5 bewerten korrigierende Lehrkräfte den Aufwand im Schnitt mit 3,96, eine 3 wäre in diesem Fall ein vergleichbarer Aufwand. Ein knappes Drittel (31,12%) der Befragten sieht den Korrekturaufwand sogar höher als bei Klassenarbeiten. „Das ist sehr problematisch, weil gleichzeitig das Anspruchsniveau der ZP10 für Gymnasien als zu gering wahrgenommen werden“, erläutert Sabine Mistler.  „Auch das belegt eindeutig unsere Grundhaltung, Ertrag und Aufwand stehen bei diesen Prüfungen in keinem vernünftigen Verhältnis.“

Die Umfrage zeigt hier konstruktive Verbesserungsvorschläge auf, die wir dem Schulministerium als Appell mit auf den Weg geben möchten, wenn man an der ZP 10 festgehalten werden will.

20250704_PM_ZP10

20250704_Präsentation_ZP10

Diesen Beitrag als PDF herunterladen: