Einstieg in den Präsenzunterricht in Verbindung mit dem Lernen auf Distanz wird eine Herausforderung
- Individuelle Lösungen der Schulen beim Wiedereinstieg in den Präsenzunterricht gestärkt
- Lernen auf Distanz kann dauerhaft kein Ersatz für Präsenzunterricht sein
- Hygiene- und Gesundheitsschutz müssen konsequent im Blick bleiben
Düsseldorf, 08.05.2020. Individuelle Freiheiten im Fahrplan des Ministeriums für Schule und Bildung für den Wiedereinstieg in den Präsenzunterricht in Nordrhein-Westfalen werden vom Philologen-Verband Nordrhein-Westfalen (PhV NW) begrüßt. „Die erhöhte Entscheidungsfreiheit der jeweiligen Schulleitungen zur Gestaltung der Schulöffnung ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung“, erklärt Sabine Mistler, Vorsitzende des PhV NW. „In diesem Zusammenhang ist die Tatsache wichtig, dass eine individuelle Schulsicht auf die weitere Organisation und die Ausweitung des Präsenzunterrichts möglich ist. Dies war auch eine Forderung des PhV NW. Denn die Bedingungen für die Organisation eines Rückkehrplans sind von Schule zu Schule sehr unterschiedlich und nicht landesweit einheitlich regelbar. Hier lastet eine große Verantwortung auf den Schulleitungen, die mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen schonend umgehen müssen“, so Sabine Mistler weiter.
Schulen stehen vor vielen Herausforderungen – landeseinheitlicher Präsenzunterricht nicht möglich
Neben festen Rahmenvorgaben, etwa zur Durchführung der Abiturprüfungen, zu Hygienemaßnahmen und zu Risikogruppen, sind an jeder Schule Voraussetzungen gegeben, die eine individuelle, zum Teil auch kreative Planung und Umsetzung beim Wiedereinstieg in den Präsenzunterricht erforderlich machen. Dazu gehören vornehmlich folgende Aspekte:
- Die standortbezogene Möglichkeit der optimalen Einhaltung der Hygienevorschriften zum größtmöglichen Infektionsschutz aller Beteiligten.
- Die Berücksichtigung der räumlichen Bedingungen an den Schulen, Anzahl und Größe der Klassen-/ Kursräume.
- Die Anzahl der zur Verfügung stehenden Lehrerinnen und Lehrer für den Präsenzunterricht und das damit verbundene mögliche Fächerangebot.
Durch die nun anstehenden Abiturprüfungen und die Beschulung der Schülerinnen und Schüler der Qualifikationsphase (Q1), die in den nächsten Wochen die Möglichkeit erhalten müssen, ihre noch ausstehenden Klausuren zu schreiben, wird in der Folge der Einstieg in das rollierende System des Präsenzunterrichts für die Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 5 bis 10 erst später als an reinen Sek I Schulen möglich sein. „Die Kapazitäten für weitere Präsenzöffnungen sind mit den Prüfungen und dem damit verbundenen Personal- und Raumbedarf vielerorts erschöpft. Zusätzliche Möglichkeiten haben die Schulen schlicht nicht“, erklärt Sabine Mistler.
Lernen auf Distanz kann nur eine Notlösung sein
„In der Bewertung der derzeitigen Pandemielage muss der Wiedereinstieg zum Schutz aller Beteiligten natürlich mit großer Vorsicht und Umsicht geregelt werden“, so Sabine Mistler. Dennoch sieht der PhV NW gerade in dieser Situation die Gefahr, den Schülerinnen und Schülern den Präsenzunterricht so lange zu entziehen. Unterricht dient neben der Vermittlung fachspezifischer Kenntnisse und Kompetenzen eben auch dem unersetzbaren Raum für persönlichen und pädagogischen Austausch zwischen Schülerinnen und Schülern und Lehrkräften. Das fehlt enorm, viele Schülerinnen und Schüler werden in diesen Zeiten überhaupt nicht erreicht. Hier muss es zeitnah Lösungen geben, vor allem, wenn sich auch nach den Sommerferien keine Normalität einstellen wird.
Dennoch muss jetzt zeitnah eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für das Lernen auf Distanz stattfinden. Unbeantwortete Datenschutzfragen für den Digitalunterricht sind umgehend zu klären. Die Lehrerinnen und Lehrer können nicht aufgerufen werden neue Wege im digitalen Unterricht zu gehen und dann mit Datenschutzfragen allein gelassen werden. Außerdem muss es schnelle und unbürokratische Wege geben sowohl Lehrkräfte als auch Schülerinnen und Schüler mit digitalen Endgeräten auszustatten.
Unterstützung von Lehrkräften notwendig
Der PhV NW begrüßt daher die Entscheidung des Ministeriums, den von manchen Seiten geäußerten Forderungen nach Samstagsunterricht und der Verkürzung der Sommerferien, eine klare Absage erteilt zu haben als positives Signal in die richtige Richtung.
Lehrerinnen und Lehrer werden in dieser neuen Phase extrem gefordert. Daher erwarten wir neben größtmöglichen Schutzmaßnahmen eine angemessene Berücksichtigung und Unterstützung bei den Mehrfachherausforderungen der Lehrkräfte in dieser neu definierten Schuljahresendphase. Auch hier sind Freiräume und ein verantwortungsvoller Einsatz wichtig, um Abiturprüfungen, Distanz- und Präsenzunterricht in kürzester Zeit stemmen zu können, denn großer Einsatzwillen, viel Kraft und Durchhaltevermögen allein reichen nicht aus“, so Sabine Mistler. Der Philologen-Verband NW erwartet eine entsprechende Kompensation und Entlastung beispielsweise durch Neueinstellungen.