Planungen für Schulstart im Januar 2021 müssen sofort beginnen
- Schulen in NRW brauchen eine verlässliche Planungsgrundlage
- Belastungsgrenze für Lehrerinnen und Lehrer mehr als erreicht
- Planungen für das Abitur 2021 noch völlig in der Schwebe
Düsseldorf. Das offensichtliche Planungschaos der Landesregierung muss sofort beendet werden. Dies fordert der Philologen-Verband Nordrhein-Westfalen (PhV NW). Es gebe im Moment weder einen verlässlichen, langfristigen Plan für die Schulen in NRW, noch eine nachvollziehbare und hilfreiche Kommunikationspolitik aus dem Schulministerium. „Das Vorpreschen Nordrhein-Westfalens vor dem sonntäglichen Beschluss auf Bundesebene ist nicht akzeptabel. Die verspäteten und unnötig kurzfristigen Informationen und Anweisungen der Landesregierung haben die Schulen in ein organisatorisches Chaos gestürzt“, betont Sabine Mistler, Vorsitzende des Philologen-Verbandes Nordrhein-Westfalen. Die von der Bundeskanzlerin initiierte und von den 16 Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten umgesetzte Kehrtwende in der Schulpolitik hat die Schulen in NRW überrascht. Es gebe viel zu wenig Zeit, um auf die neuen Vorgaben zu reagieren. Es wäre daher konsequenter und besser umsetzbar gewesen, die Schulen zeitgleich mit dem allgemeinen Lockdown am 16.12.2020 zu schließen.
Schulministerium entscheidet an der Realität vorbei
Die aktuell gültigen Vorgaben der Landesregierung setzen die Schulen extrem unter Druck. „Viele Schulleitungen und Lehrkräfte empfinden die aktuelle Situation als Zumutung. Die Verärgerung und Empörung in den Kollegien nehmen spürbar zu. Was hier passiert ist keine verlässliche Organisation von Schulalltag, sondern eine extreme Zusatzbelastung für die ohnehin in der Pandemie außergewöhnlich geforderten Lehrerinnen und Lehrer“, stellt Ulrich Martin, stellvertretender Vorsitzender des Philologen-Verbandes Nordrhein-Westfalen klar. So soll in den unteren Klassen parallel Präsenz- und Distanzunterricht durchgeführt werden, während in den Klassen ab Klasse acht ausschließlich Distanzunterricht vorgesehen ist. Dabei verkennt das Schulministerium offenbar die in weiten Teilen immer noch unzureichende digitale Ausstattung der Schulen. Oft könne Distanzunterricht nur durchgeführt werden, weil Lehrerinnen und Lehrer privat in die passende technische Ausstattung investiert hätten.
Aussetzung des Präsenzunterrichtes hat negative pädagogische und soziale Folgen
Für den Philologen-Verband Nordrhein-Westfalen kann eine Aussetzung des Präsenzunterrichtes nur das allerletzte Mittel in der Schulpolitik sein. So leiden nicht nur die Schülerinnen und Schüler unter den eingeschränkten Möglichkeiten des Distanzunterrichtes. Oft vergessen werden die vielen Referendarinnen und Referendare, deren Ausbildung durch solch eine Entscheidung stark beeinträchtig wird.
Schulministerium riskiert das Abitur 2021
Besonders unverständlich ist aus der Sicht des PhV NW, dass die Landesregierung bereits sinnvolle Regelungen zum Schulalltag wieder aufgehoben hat oder in Frage stellt. So war bereits auf dem Verordnungswege geregelt, dass Eingangs- und Abschlussklassen beim Präsenzunterricht Priorität haben sollten. Es ist daher nicht nachvollziehbar, dass nun alle Klassen 1-7 weiter zur Schule gehen sollen. Diese Regelung ist praxisuntauglich und halbherzig. Denn vor allem die Bedürfnisse der jüngeren Schülerinnen und Schüler sowie die Anforderungen der Schülerinnen und Schüler in den Abschlussklassen müssten besonders beachtet werden. Vor allem für die angehenden Abiturientinnen und Abiturienten würden sich viele Fragen stellen. Denn im Moment ist nicht absehbar, wie die Abiturprüfungen 2021 überhaupt pädagogisch verantwortbar und rechtssicher gestaltet werden können.
Lockdown als Chance zur Neuorganisation
Das Chaos der sich widersprechenden Verordnungen und Anweisungen muss umgehend ein Ende haben. Daher verlangt der Philologen-Verband Nordrhein-Westfalen ein sofortiges Gesamtkonzept, welches die Realisierung des Bildungsanspruchs und einen tragfähigen Gesundheitsschutz in Einklang bringt. Für den gesamten absehbaren Zeitraum der andauernden COVID-19-Pandemie muss es für die Schulen eine umfassende Langzeitstrategie geben. Alle Schulen in Nordrhein-Westfalen brauchen rechtzeitig Planungssicherheit. Es muss eindeutig geregelt sein, wie es nach dem 10. Januar 2021 weitergehen soll. Denn ein komplexes System wie Schule funktioniert nicht auf Knopfdruck.
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